Christian sammelt mit einer kleinen Schere Kräuter am Straßenrand vor einer Hauswand mit Graffiti.

Re: Wildes Essen vom Straßenrand

Immer mehr Großstädter kommen auf den Geschmack und sammeln Nahrungsmittel im Asphaltdschungel. Sie ernten Kräuter am Straßenrand und ziehen wildes Gemüse aus Betonritzen. Das Spannende: Die modernen Jäger und Sammler handeln aus Überzeugung. Das Essen, das sie in der Stadt finden, sei nicht nur umsonst und lecker, sondern auch vielfältiger als das Angebot im Supermarkt.

Sender
arte
Buch & Regie
Laura Wiegand
Kamera
Andrea Rumpler
Schnitt
Anika Mey
Format
30 Minuten
Jahr
2024

Christian Amys ist ein Profi im Urban Foraging. In seiner Heimatstadt Brighton sucht er nach frischen Nahrungsmitteln. Die englische Küstenstadt ist für ihn ein urbaner Garten Eden. Wildes Gemüse und Kräuter findet Christian an Orten, an denen die meisten niemals Essbares vermuten würden. Für Lebensmittel aus dem Supermarkt gibt der 42- Jährige nur noch wenige Pfund in der Woche aus: „Ich will unabhängig sein und verlass mich nicht gern auf den Supermarkt. Ich suche gern vor meiner Haustür, weil es schön zu wissen ist, wo mein Essen herkommt.“

Christian Amys hat 20 Jahre als Spitzenkoch gearbeitet, bevor er zu einem Urban Forager wurde. Heute zeigt er auch anderen, wo man wilden Fenchel, Bärenklau, Ananaskraut und Löwenzahnköpfe findet und was sich daraus kochen läßt. Inzwischen beliefert Christian sogar Spitzenrestaurants und Cocktail-Bars mit seinen wilden Delikatessen.

Auch Alexis Goertz sucht ihr Essen am Straßenrand und in Parks. Die Kanadierin lebt seit über 10 Jahren in Berlin. Was sie sammelt, macht sie auch gleich haltbar durch die jahrhundertealte Technik der Fermentierung. Ob Nachtkerzen-Kapern, Bärlauch-Kimchi oder Giersch-Sauerkraut - für Alexis geht es bei der Fermentierung um mehr als nur Konservierung: “Fermentierung macht das Essen vor allem leckerer und besser verdaulich. Und ich bin einfach süchtig danach geworden.”

Regelmäßig lädt Alexis zu urbanen Kräuterwanderungen ein und erklärt, was essbar ist und was man wegen Vergiftungsgefahr meiden sollte. Der 33-Jährigen geht es darum, die Natur in der Stadt neu zu entdecken: „Berlin ist fantastisch, um Essen zu suchen. Die Vielfalt ist immens. Nicht nur bei den Menschen, auch in der Natur.“

Nah dran, authentisch, echt – der Mensch im Mittelpunkt. In 30 Minuten taucht Re: in Lebenswelten ein und macht Europas Vielfalt erlebbar.

Christian Amys sitzt gut gelaunt auf einem Stuhl und hält eine Kiepe auf dem Schoß. Neben ihm liegen viele grüne Kräuter auf einer Theke
Alexis Goertz sitzt an einem Picknicktisch. Um sie herum stehen viele große Gläser mit Eingemachtem. Auf dem Schoß hält sie einen Topf mit aufgeklebten Wackelaugen über den ein Tuch gespannt ist.